Kultur ist für uns Grundlage der Demokratie und eine unverzichtbare Bedingung des Dialogs in unserer Stadt. Dabei ist die vornehmste Aufgabe unserer Kulturpolitik, Freiheit und Autonomie der Kunst zu gewährleisten. Unter dieser Prämisse geht es uns darum, die Rahmenbedingungen, unter denen sich Kunst und Kultur entfalten können, zu gestalten. Kultur muss nicht marktkonform sein. Sie kann und soll zweckfrei und kritisch sein. Kultur ist Vielfalt. Unser Anspruch ist die Teilhabe aller am gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Kultur bietet der Stadtbevölkerung gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungsräume. Hier werden Perspektiven der Gesellschaft immer wieder neu diskutiert und verhandelt. Die Förderung sozial benachteiligter Gruppen in allen Bereichen der städtischen Kultur ist uns ein besonderes Anliegen. Wir wollen Teilhabegerechtigkeit, eine Kultur von allen für alle, und zwar unabhängig vom jeweiligen sozialen Status oder den finanziellen Möglichkeiten einzelner. Wir glauben, dass Kunst und Kultur in der Lage sind, das Bedürfnis nach Phantasie und Tatkraft, nach Wissen und Urteil – kurz nach Mündigkeit – zu befördern. Denn ohne diese Mündigkeit kann es keine Antworten auf die sozialen und ökologischen Herausforderungen geben. Dafür brauchen wir die Freiheit und die Vielfalt in Kunst und Kultur, denn nur eine freie und vielfältige Kultur schafft Erfahrungsräume, die der Vereinfachung und Vereinheitlichung entgegenwirken. Für Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ist die Kultur immer auch Ort demokratischer Auseinandersetzungen und des gesellschaftspolitischen Diskurses. Daher werden wir uns in Zukunft auch allen entgegenstellen, die die demokratische und weltoffene Gesellschaft untergraben wollen. Das sind wir auch unserer Geschichte schuldig.
Die freie Kulturszene ist unabdingbar für unsere Stadt
Kern der Kultur sind die Schöpferinnen und Schöpfer kreativer Arbeiten, die meist freischaffenden Künstlerinnen und Künstler. Wichtig für eine vielfältige Kulturszene in München sind zu allen Zeiten aber auch ausreichend Mittel. Wir sind uns bewusst, dass im Kulturbereich angesichts hoher Mieten und Lebenshaltungskosten oft prekäre Lebensumstände für Kulturschaffende bestehen. Wir werden deshalb die Kulturförderung, insbesondere im Bereich der freien Szene, weiterhin deutlich ausweiten. Ein besonderes Augenmerk wird sich dabei auf den Bereich des Tanzes, die Volkskultur und die Literatur richten. Festivals, Preise und Stipendien sind wichtige Instrumente. Wir setzen uns als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten für gute Arbeitsbedingungen der Künstlerinnen und Künstler ein. Kunst und Kultur müssen anständig bezahlt werden: „Art but fair!“ ist für uns eine Verpflichtung.
München kreativ
Das Kreativquartier an der Dachauer Straße ist für uns als Kulturstandort von zentraler Bedeutung. Es schafft für alle Künstlerinnen und Künstler sowie für die Kreativwirtschaft Räume und leistet als Produktions- und Aufführungsort Unterstützung, um die künstlerische Arbeit zu verwirklichen und zu präsentieren. Wir werden den weiteren Ausbau von Kreativzentren fördern: Die Jutier- und Tonnenhalle werden für kulturelle Zwecke umgebaut und wir haben dies auf den Weg gebracht. Das Forum Humor oder das Projekt der Alten Utting in Sendling sind weitere Projekte, die wir unterstützen.
Dezentrale Kultureinrichtungen
Die kulturellen Bildungseinrichtungen wie die Münchner Volkshochschule (MVHS) und die Münchner Stadtbibliothek sind ein Herzstück unserer sozialdemokratischen Kulturpolitik. Wir arbeiten weiter daran, in den nächsten Jahren über die gesamte Stadt verteilte Kultureinrichtungen zu pflegen und neu zu errichten. Wir stehen zu den Stadtteilkulturhäusern, Stadtteilbibliotheken und zur regionalen Erreichbarkeit der Münchner Volkshochschule. Die von uns initiierte Samstagsöffnung aller Stadtbibliotheken ist bis 2020 vollständig realisiert. Wir setzen uns perspektivisch für die Ausweitung der Öffnungszeiten und Nutzungsmöglichkeiten ein. Die Stadtbibliotheken sollen in der Mitte der Gesellschaft als Ort der Information und des Wissens gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen und frei zugänglich sein. Das Gleiche gilt auch für unsere großartige Volkshochschule. Jede und jeder soll in seiner Nähe Kultur leben und erleben können.
Kultur braucht Raum
Kunst, Kultur und Kreativität brauchen Raum. Dafür wollen wir, gerade vor dem Hintergrund steigender Mieten und Flächenknappheit, mehr offene Räume und Begegnungsstätten erschließen. Wir schaffen weiterhin moderne Angebote bzw. Räume, die sich an unterschiedlichste Gruppen richten – von Laien bis professionell Kulturschaffenden und Räume, die für Kinder-, Jugend-oder Seniorenaktivitäten geeignet sind. Grundlage sind unter anderem Ateliers, Proberäume, Clubs, öffentliche Räume für Street Art, Räume für Tanz, Musik und Theater. Wir werden aber auch weiterhin die finanzielle Unterstützung bei der Anmietung von Ateliers und Proberäumen ausweiten. Wir werden auch weiterhin alles tun, um die Programmkinos zu erhalten und zu unterstützen. Wir fördern freie Spielstätten und Kleinkunstbühnen, vereinfachen genehmigungsrechtliche Verfahren und stärken deren finanzielle Förderung. Temporäre Zwischennutzungen im Kulturbereich fördern wir, streben aber auch nachhaltige Dauerlösungen an. München wächst: Wir werden diese Chance nutzen und in Stadtplanungsgebieten Kultureinrichtungen von Anfang an mitberücksichtigen.
Erinnerungskultur
Wir werden die vielfältigen Formen der Erinnerungskultur weiter pflegen. Erinnerungsarbeit ist ein wichtiger Bestandteil zur Sicherung der Demokratie und angesichts des Erstarkens von Rassismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft wichtiger denn je. Das 2015 eröffnete NS-Dokumentationszentrum als Lern- und Erinnerungsort soll sich insbesondere an die jungen Menschen und nachfolgende Generationen richten. Wir werden die Arbeit des NS-Dokumentationszentrums weiterhin aktiv begleiten und mitgestalten. Darüber hinaus ist auch das individuelle und dezentrale Gedenken, das durch viele Vereine und Verbände gefördert wird, ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur. Dies zu fördern ist uns ein besonderes Anliegen.
Die Theater unserer Stadt
Die Münchner SPD ist stolz auf das vielfältige Angebot der Münchner Theaterlandschaft. Wir stehen fest zu den Theatern und werden sie weiter nachhaltig fördern. Und noch viel mehr: Wir bauen ein neues Theater, eine mutige und zukunftsorientierte Entscheidung. Das Münchner Volkstheater am Viehhofgelände wird gerade errichtet. Die Theaterlandschaft besteht natürlich nicht nur aus „großen Häusern“, wie den exzellenten Münchner Kammerspielen, sondern kann auch eine beeindruckende Off-Theater-Landschaft vorweisen. Die Förderung der Kinder- und Jugendtheaterszene, die wir in den letzten Jahren durchgesetzt haben, werden wir in der kommenden Wahlperiode fortsetzen. Die Münchner SPD wird all diese Theaterprojekte weiterhin unterstützen.
Die Museen unserer Stadt
Die städtischen Museen genießen weit über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung. So bieten das Lenbachhaus und die Villa Stuck Kunst der Extraklasse und sie sind weltberühmt. Die Monacensia, das literarische Gedächtnis unserer Stadt, wurde neu eröffnet. Die Sanierung des Stadtmuseums wurde von uns beschlossen und hier wird baulich sowie inhaltlich ein zukunftsweisendes Haus entstehen. Das Jüdische Museum am Jakobsplatz im Herzen der Stadt ist eine wichtige Bereicherung für unsere Stadtgesellschaft und es ist ein Statement für das jüdische Leben in München.
Gasteig – Das Kulturzentrum unserer Stadt
Der 1985 eröffnete Gasteig hat sich zu einem Zentrum des kulturellen Lebens in München entwickelt. Er ist auch das Zuhause der Münchner Philharmoniker, eines Orchesters von Weltrang. Sie werden es mit unserer Unterstützung auch bleiben. Die dringend notwendige Sanierung des Gasteigs – auch zur Weiterentwicklung von Volkshochschule und Stadtbibliothek – und der Interimsstandort „HP8“ sind auf den Weg gebracht. Wir werden diesen Prozess zum Wohl unserer Stadtgesellschaft weiter konstruktiv begleiten.
Club-, Sub- und Nachtkultur
Die urbane Club-, Sub- und Nachtkultur gehört zu einer lebenswerten Großstadt wie München. Nachbarschaftliche kollidierende Interessen werden wir noch stärker durch gezieltes Konfliktmanagement begleiten. Hierfür werden die finanziellen und personellen Voraussetzungen geschaffen.
Internationale und interkulturelle Kulturpolitik
Wir intensivieren weiterhin den internationalen Kulturaustausch – München soll als Kommune weiterhin Vorreiterin sein! Wir stärken dabei die kulturellen Projekte von Vereinen und Verbänden. Ebenso den Bereich der Jugendkultur sowie die Freie Szene mit Münchens Partnerstädten, aber auch darüber hinaus. Interkultureller Austausch auf allen Ebenen stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Miteinander in unserer Stadt.
Kulturelle Bildung
Kulturelle Bildung ist für uns ein besonderer Schwerpunkt. Im schulischen und vor allem außerschulischen Kontext muss die kulturelle Bildung noch stärker verankert werden. Wir haben hier große Fortschritte gemacht und das von uns auf den Weg gebrachte Papier „Fortschreibung kulturelle Bildung“ weisst uns hier sehr konkret den Weg in die Zukunft. Wir wollen, dass die fortgeschriebenen Ansätze umgesetzt werden.
Kultur und Digitalisierung
Wir befinden uns in einer gesellschaftlichen Transformation: Der digitale Wandel ist nicht nur technologiegetrieben, sondern auch ein sozialer und kultureller Prozess. Er bringt Neuerungen im Kulturbetrieb und -angebot, die wir aktiv mitgestalten. Bei all den Möglichkeiten, die der digitale Wandel bietet, müssen wir aber auch die mitnehmen, die keinen oder wenig Zugang zur digitalen Welt haben. Das heißt, die analoge Welt der Begegnung und des Miteinanders in unseren Kultureinrichtungen wird mit uns nicht verloren gehen, sondern sie wird ausgeweitet werden müssen.
Inklusion
Kunst und Kultur dürfen keine Barrieren haben. Inklusion ist für uns eine Querschnittsaufgabe, die alle unsere Kultureinrichtungen umsetzen. Das Gleiche gilt auch für die Freie Kulturszene. Wir haben für die personelle und finanzielle Ausstattung dieses wichtigen Themas gesorgt. Aber auch hier bleibt noch Luft nach oben und wir werden in diesem Bereich unsere Anstrengungen weiter verstärken. Wir werden einen eigenen und dauerhaften Raum für inklusive Kunst und Kulturarbeit schaffen und gleichzeitig das Thema der Inklusion in allen Kulturbereichen weiter fördern.
Die SPD war in ihrer über 150-jährigen Geschichte immer eine Partei, die sich für Bildung und Kultur stark gemacht hat. Kunst und Kultur haben gerade in München für uns eine herausragende Bedeutung. Öffentliche Kulturfinanzierung, wie wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sie verstehen, ist keine Subvention, sondern eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft und in die Zukunft unserer Stadt. Die Münchner SPD ist auch in den nächsten Jahren die Garantin einer Kulturstadt für alle und mit allen!
Änderungsanträge
Status | Kürzel | Seite | Zeile | AntragstellerInnen | Text | |
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in geänderter Fassung angenommen | 9/II/2019 / Z 109 / ÄA 1 | 109 | Jusos München | Z. 109: Füge ein: „Die städtischen Theater müssen die vielfältige Stadtgesellschaft repräsentieren und dieser einen Spiegel vorhalten. Sowohl vor der Bühne als auch auf der Bühne muss Diversität der Gesellschaft abgebildet sein. Wir wollen die Internationalisierung der Stückauswahl und der Ensembles, die in den Münchner Kammerspielen in den 2000er Jahre eingeschlagen wurde, weiterverfolgen und ausweiten. Bei der Auswahl der Intendant*innen fordern wir eine Anhörung und Beteiligung der Mitarbeiter*innen.“ | ||
abgelehnt | 9/II/2019 / Z 119 / ÄA 2 | 119 | Jusos München | Z. 119: Füge ein: „Kunst und Kultur müssen für Alle zugänglich sein, gerade auch für Menschen aus einkommensschwachen oder bildungsfernen Haushalten. Daher werden wir langfristig den freien Eintritt für Alle in den städtischen Museen einführen.“ | ||
angenommen | 9/II/2019 / Z 134 / ÄA 3 | 134 | Marko Poggenpohl | Z. 134: Füge ein nach "wie München.": "Wir werden genehmigungsrechtliche Verfahren vereinfachen und die finanzielle Förderung, wo nötig, stärken. Temporäre Zwischennutzungen im Kulturbereich fördern wir, streben aber nachhaltige Dauerlösungen an.In Stadtplanungsgebieten berücksichtigen wir Kultureinrichtungen von Anfang an." | ||
in geänderter Fassung angenommen | 9/II/2019 / Z 146 / ÄA 4 | 146 | Jusos München | Z. 146: Füge ein: „Zur Internationalität gehört auch, Verantwortung für die Vergangenheit zu übernehmen. Wir intensivieren die Provenienzforschung und weiten sie außerdem auf Kunstwerke aus, die durch koloniale Bestrebungen in Besitz der Stadt gekommen sind. Solche in kolonialen Kontexten geraubte Kunstwerke werden restituiert. Die Auseinandersetzung mit in der Kolonialzeit begangenen Verbrechen wird in die städtische Strategie der Erinnerungskultur und -politik aufgenommen.“ | ||
angenommen | 9/II/2019 / Z 176 / ÄA 5 | 176 | Jusos München | Z. 176: Füge ein: „Dazu gehört der barrierefreie Ausbau aller städtischen Museen und Kultureinrichtungen.“ |