Im Zusammenhang mit dem von der Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) vorgelegten Entwurf zum so genannten „Leistungsprogramm 2023“ soll die Landeshauptstadt München (LHM) massive Investitionen in die Ausweitung des ÖPNV-Angebots sowie insbesondere in die Ertüchtigung und den weiteren Ausbau des U-Bahn-Netzes tätigen.
Sowohl Qualität als auch Quantität des ÖPNV müssen mit großen Anstrengungen verbessert werden, um die gewünschte Verkehrswende wirklich voranzubringen.
Städte wie Wien machen vor, wie es geht. In München bestimmt jedoch der Konflikt zwischen wirtschaftlichem Angebot („nachfrageorientiert“) und einem Angebot, das echte Anreize schafft, seit vielen Jahren die Strategieüberlegungen der MVG. Aus Kostengründen wird zumeist auf die Bereitstellung eines attraktiven (statt eines lediglich hinreichenden) Angebots verzichtet. Weil Gelder fehlen, verliert der innerstädtische Lastenesel des ÖPNV, die U-Bahn, zudem immer mehr an Substanz und kommen viele Anlagen und Fahrzeuge in die Jahre.
Beispiele für gegenläufige Entscheidungen waren die optische Vernachlässigung vormals gut gestalteter U-Bahnhöfe, die Schließung öffentlicher WC-Anlagen in diversen U-Bahnhöfen und die seit Jahren vielerorts noch immer nicht (wieder) beleuchteten Buswartehallen.
Ferner sorgen die dürftige Berücksichtigung des ÖPNV im Verkehrskonzept zur Fortschreibung des Stadtentwicklungsplans und zuletzt das „Leistungsprogramm“ der MVG für die kommende Fahrplanperiode, welches wohl eher die Bezeichnung „Kürzungsprogramm“ verdient, für Frustration. Dies insbesondere bei allen, die wissen, dass eine echte Verkehrswende in einer nach wie vor prosperierenden Millionenmetropole wie München nicht gelingen kann, wenn Qualität und Quantität des ÖPNV nicht massiv verbessert werden. Eine Stärkung des Fahrradverkehrs wird die Verkehrsprobleme allein nicht lösen, da dieser bei schlechtem Wetter nicht wirklich eine Alternative zum Autoverkehr ist.
Was bringt also ein 9-Euro-Ticket, wenn „nichts“ (mehr) fährt? Leistungskürzungen, Defizite in der Ausstattung und mangelhaftes Erscheinungsbild, aber auch Streckensperrungen ohne adäquate Fahralternativen, wie es derzeit bei U3 und U6 zu erleben ist, schrecken potenzielle Kundinnen und Kunden eher vom Umstieg auf den ÖPNV ab.
Wenn der Autoverkehr wie gewünscht reduziert werden soll, müssen attraktive und witterungsunabhängige Alternativen funktionsfähig vorhanden sein, bevor diskutierte Konzepte, wie z.B. die „Autofreie Innenstadt“, überhaupt in Frage kommen.