- Die Stadt München startet eine umfangreiche und öffentlichkeitswirksame Kampagne, welche finanziellen Unterstützungen die Stadt für wirtschaftlich benachteiligte Personen in München zur Verfügung stellt. Diese Kampagne soll eine höhere Abrufung finanzieller Unterstützung zum Ziel haben.
- Die Stadtverwaltung setzt eine verhaltenspsychologische Studie auf, die herausarbeiten soll, wo aus Sicht der Betroffenen in der Stadt München zu hohe Hürden im Sozialsystem sind. Dabei sollen konkrete Maßnahmen gezeigt werden wie soziale Hilfesysteme entbürokratisiert werden können und möglichst einfache Entscheidungswege (Entscheidungsarchitektur) geschaffen werden. Dies kann auch aus simplen Lösungen wie dem Abbau von Formularen und dem Bündeln von Hilfsangeboten bestehen. Ziel ist es die Abrufungsquote finanzieller Unterstützung zu erhöhen.
Soziale Absicherungsmöglichkeiten in Deutschland haben häufig den Ruf, nur relevant für Menschen zu sein, die keine Erwerbstätigkeit haben oder stark armutsgefährdet sind. Dabei sind finanzielle Hilfeleistungen mit einem Stigma besetzt. Dies führt dazu, dass viele
Unterstützungsprogramme nicht abgerufen werden, obwohl Menschen ein Recht darauf haben.
Wie vielfältig Absicherungsmöglichkeiten im deutschen Sozialstaat sind, ist vielen Bürger*innen nicht bewusst. Oft ist es auch undurchsichtig, welche Leistungen einem in der individuellen Lage zustehen und an welche Stellen jemand sich wenden kann. Dass sich auch junge Menschen hier schnell verloren fühlen, erkennt man zum Beispiel daran, dass eher wenige junge Menschen, die einen Anspruch auf Bildung & Teilhabe, BAföG oder Wohngeld haben, diesen auch geltend machen. Ein weiterer Grund für dieses Phänomen ist die zerstückelte Angebotslandschaft und die wahrgenommene Verantwortungsdiffusion auf Seiten der Ämter, sobald diese mit den Lebensrealitäten einzelner Bürger*innen konfrontiert werden. Oft erscheinen Anträge deshalb kompliziert. Es muss den Menschen aber leicht gemacht werden, an Hilfeleistungen jeglicher Art heranzukommen und überhaupt erst von diesen zu erfahren. Die staatlichen Institutionen haben eine Verantwortung gegenüber den Bürger*innen, ihnen den Zugang zu den ihnen zustehenden Dienstleistungen so einfach wie möglich zu machen. Häufig sorgt eine schwierige Lebenssituation für vielschichtige Probleme in Bezug auf den Beruf, die psychische Gesundheit, die soziale Anbindung und nicht zuletzt auf das Gefühl der Zugehörigkeit zu unserer Gesellschaft, in der Armut oft mit persönlichem Versagen gleichgesetzt wird. Viele Menschen, die oft abfällig als „abgehängt” bezeichnet werden „verzichten“ also häufig auf Dinge, auf die sie ein Recht haben. Die Stadt hat eine Verantwortung diese Mittel auf eine Art und Weise anzubieten, dass sie bei den Menschen ankommen. Sie müssen erleben, dass die Stadt sie unterschützt, wenn es mal eng wird.
Hilflosigkeit resultiert aus Ratlosigkeit. Wir fordern deshalb umfangreiche Aufklärung darüber, wohin man sich bei Problemen wenden kann, für die der Sozialstaat Unterstützung anbietet. Wir fordern eine entbürokratisierte Organisation von Bürgerbüros, Stadtteiltreffs, Büchereien, Jobcenter, Sozialreferate und Bildungszentren, mit dem Ziel für alle Bürger*innen einfacheren Zugang zu Hilfen zu organisieren. Dazu soll es Kampagnen geben, die alle Bürger*innen mit Plakaten, mit Socialmedia sowie mit Aufklärung in den Schulen, Universitäten und Ausbildungsstätten erreichen. Der Sozialstaat muss für die Bürger*innen nahbarer werden und die Sicherheit bieten, die ihnen zusteht.